Wer in den letzten Tagen in der Dortmunder Stadtbahnstation “Stadtgarten” ein- oder umgestiegen ist, um trotz Pandemie und Schneechaos in der Früh zur Arbeit zu hetzen, der hat vielleicht auch schon die neue Werbung der DSW21, der Dortmunder Stadtwerke, erblickt.
Schön über dem Treppenaufgang angebracht steht da: “DSW21 – Wir fahren bunt”. Im Hintergrund zu sehen: Eine Menschenmenge, viele unterschiedliche Gesichter, viele unterschiedliche Haarfarben und Hautfarben. Alle lächeln diese Menschen freundlich der*dem geneigten DSW21-Kund*in entgegen. “Schön!” denkt man sich da doch erst einmal. Auch die Dortmunder Stadtwerke setzen sich nun anscheinend für Diversität ein und heißen auch nicht-weiße Menschen willkommen. Also eigentlich alles super, oder?
Es dauert keine zwei Minuten bis dieses Scheinbild zerbricht und in tausend Scherben auf dem Boden der Stadtbahn klirrt, genau zu den Füßen des Kontrolleurs, der sich gemeinsam mit den übrigen Fahrgästen in die Bahn geschlichen hat und der jetzt mal wieder ein paar Leute fertig macht, die sich doch eh schon kein Ticket leisten können. Und wie das bei Polizist*innen, Kontrolleur*innen und sonstigen Ordnungshüter*innen halt so ist, treffen diese Ticketkontrollen irgendwie auffällig oft schwarze Menschen und People of Colour, also genau die nicht-weißen Menschen, die mich eben noch vom DSW21 Plakat so freundlich angegrinst haben. Zufall? Racial Profiling? Man weiß es nicht…
Schnell wird also klar, was wirklich hinter dem Werbespruch der DSW21 steckt: “Wir fahren bunt”, aber eben nur, wenn du genügend Kohle für ein Ticket hast und wir dich nicht wegen Äußerlichkeiten kontrollieren und dran kriegen. Die heuchlerische Werbung der Stadtwerke soll verbergen, welche menschenfeindliche Realität sich täglich in den Stationen der Stadtwerke abspielt. Denn die Stadtwerke sind eben kein freundlicher, anti-rassistischer Kaffeefahrten-Verein, sondern ein kapitalistisches Unternehmen, das dich rausschmeißt und mit Bußgeldern überzieht, wenn du dir nicht ihre horrenden Ticketpreise leisten kannst oder willst.
In diesem Sinne wäre mehr “buntes Fahren” vielleicht wirklich mal angebracht. Denn was die DSW21 wohl nicht bedacht hat, ist, dass die Formulierung des Buntfahrens auch in einigen Kreisen als alternatives Wort zum guten alten Schwarzfahren benutzt wird. Und das wäre bei so dreister, anbiedernder Werbung nun mal wirklich nicht die schlechteste Idee.