Vor etwa einem halben Jahr hat sich in Dortmund mit Gemeinsam gegen Preiserhöhungen die erste Protestinitiative gegen die zunehmende Inflation und die daraus resultierende Verschlechterung unserer Lebensbedingungen gebildet. Seitdem ist viel passiert, an einigem haben wir als Gruppe auch aktiv mitgewirkt. Wir nehmen das zum Anlass, um auf die bisherigen Proteste gegen die Krise in Dortmund zurückzublicken, aber auch um zu zeigen, wie es in den nächsten Monaten bei uns in der Stadt weitergehen kann.
Tatsächlich beginnt die „Geschichte“ des Protests gegen die Preiserhöhungen in Dortmund bereits am 22. April 2022 als in der Nordstadt eine Kundgebung unter dem Motto „Runter mit den Sprit- und Heizkosten!“ stattfand, zu der das Offene Klimatreffen zusammen mit anderen linken Gruppen aufgerufen hatte. Diese Kundgebung war nur sehr schlecht besucht, stellte aber dennoch vermutlich einen der ersten öffentlichen Proteste gegen die Preiserhöhungen in ganz Deutschland dar.
Es sollte noch bis zum Juli dauern, bis sich eine kleine Gruppe von Leuten aus dem Klimatreffen dazu entschloss, eine Initiative gegen die Krise auf die Beine zu stellen. Diese ging Ende August dann als Gemeinsam gegen Preiserhöhungen an den Start und hielt erste Treffen ab.
Gleichzeitig bildete sich mit dem Bündnis Genug ist genug eine weitere Kraft im Krisenprotest, die Parteien, Gewerkschaften und politische Initiativen sammelte. Anfang Oktober fand die erste Kundgebung des Bündnisses statt, die mit knapp 150 Menschen zumindest Aufmerksamkeit generieren konnte.
Die wöchentlich stattfindenden Kundgebungen wurden aber immer kleiner. Deshalb entschloss sich Gemeinsam gegen Preiserhöhungen nach dem Vorbild ähnlicher Ansätze in Bremen den Protest in die Stadtteile zu tragen. Für November kündigte man die erste Stadtteilkundgebung im Unionviertel an und führte bald täglich Gespräche mit Nachbar:innen im Stadtteil.
Die Kundgebung war der Startpunkt für eine dauerhafte Nachbarschaftsorganisierung im Dortmunder Westen, die gerade mit regelmäßigen Nachbarschaftstreffen, Präsenz im Stadtteil und auch durch den Aufbau des neuen Nachbarschaftsraums Union Salon Gestalt annimmt.
Auch abseits des Unionviertels passierten einige Sachen. So organisierte Genug ist genug zwei, leider sehr kleine Demonstrationen sowie eine Rally. Insgesamt ist aber festzustellen, dass der Krisenprotest in Dortmund schwach bleibt. Das liegt einerseits daran, dass die Linke kaum über ihre üblichen und wenig effektiven Aktionsformen hinaus kommt, aber eben auch daran, dass viele linke Gruppen erst gar keinen Anlass sehen, sich an solchen Protesten zu beteiligen.
Umso erfreulicher ist es, dass die vorhandenen Ansätze sich weiter entwickeln. Genug ist genug bereitet sich auf die Unterstützung und Verbindung betrieblicher Kämpfe vor und Gemeinsam gegen Preiserhöhungen ist gerade dabei, die Nachbarschaftsorganisierung auch in die Nordstadt zu bringen. Es bleibt abzuwarten, ob der Rest der gesellschaftlichen Linken doch noch seine Distanz zum Krisenprotest überwindet.
Als Plattform Ruhr haben wir uns in den letzten Monaten intensiv in die Krisenproteste eingebracht und sind für eine Organisierung in den Nachbarschaften eingetreten, weil wir das Entstehen nachbarschaftlicher Organisierung für einen wichtigen Schritt in Richtung Aufbau von Gegenmacht halten. Wir werden auch weiter für diese Perspektive eintreten, aber auch kommende Arbeitskämpfe in Betrieben unterstützen. Für eine kämpfende Bewegung gegen die Krise!