Arbeiter:innen und Klimabewegung kämpfen zusammen – Bericht vom gemeinsamen Streiktag

Heute hat in Dortmund der gemeinsame Streiktag von Fridays For Future und den bei der Gewerkschaft ver.di organisierten Beschäftigten von DSW21 stattgefunden. Obwohl nahezu alle Bahnen und Busse still standen und die Versammlung bereits vormittags begann, beteiligten sich an der Streikdemonstration durch die Innenstadt in der Spitze etwa 1500 Menschen und damit mehr als bei den beiden vorherigen Globalen Klimastreiks. Auch viele Kolleg:innen waren darunter, die sich an diesem Tag bewusst dazu entschieden, nicht einfach nach der Streikerfassung heimzugehen, sondern Seite an Seite mit der Klimabewegung für die Durchsetzung besserer Arbeitsbedingungen und eine echte Verkehrswende zu protestieren.

So zog die Demonstration nach einer Auftaktkundgebung am Friedensplatz, wo neben Klimaaktivist:innen natürlich auch Beschäftigte über ihren aktuellen Arbeitskampf sprachen, lautstark über den Westenhellweg und den Wall. Im hinteren Teil des Zuges formierten wir uns mit anderen revolutionären Kräften zu einem antikapitalistischen Bereich. Unter einem Banner, das den Kapitalismus als gemeinsamen Gegner von Klima- und Arbeiter:innenbewegung hervorhob, stimmten wir lautstark Parolen an, die sich gegen den Kapitalismus und seine Parteien richteten. Außerdem machten wir klar, dass Klima- und Arbeitskämpfe zusammen gehören.

Bei der Abschlusskundgebung hielten zwei Genoss:innen unserer Organisation im Namen des Offenen Klimatreffens noch eine Rede, in der sie nochmal den krisenhaften Charakter des kapitalistischen Systems betonten und einen langfristigen Zusammenschluss von Klima- und Arbeiter:innenbewegung zu seiner Überwindung forderten. Ihr findet die ganze Rede unter diesem Bericht dokumentiert.

Ein erfolgreicher Tag – aber noch so viel zu tun

Insgesamt ziehen wir ein positives Fazit des Tages. Dank der gemeinsamen Initiative von Fridays For Future und ver.di ist es tatsächlich gelungen, einen gemeinsamen Protest von Klimabewegung und Arbeiter:innen auf die Straße zu bringen. Auf der Demo solidarisierten sich viele Klimaaktivist:innen aktiv mit dem Arbeitskampf. Auch viele Kolleg:innen stimmten in die Forderungen der Klimaaktivist:innen mit ein. In diesem Ausmaß hat es das noch nicht gegeben und wir werten das eindeutig als Erfolg. Diese gegenseitige Kennenlernen und Sensibilisieren für einander ist enorm wichtig, wenn beide Bewegungen auch langfristig Allianzen bilden sollen.

Denn genau das ist nötig. Doch damit es klappt, muss eben noch so einiges mehr passieren: Obwohl viele Kolleg:innen bei der Streikdemo am Start waren, war der Austausch jenseits gegenseitiger Reden noch sehr dürftig. Es bedarf noch viel mehr gegenseitiger Initiative an der Basis von beiden Seiten, um miteinander ins Gespräch zu kommen. Sonst bleibt es vorerst vor allem bei einem Kontakt von Aktivist:innen und der Funktionärsebene der Gewerkschaften, kein Ausdruck des Willens der Gewerkschaftsbasis.

Uns stellt sich die Frage, wie wir eine Kontinuität des gegenseitigen Kontakts herstellen können. Eine Zusammenarbeit beim Thema der Verkehrswende ist naheliegend. Aber wie sieht es mit anderen Sektoren aus. Fernverkehr? Energiebranche? Autoproduktion? Überall wären Allianzen zwischen Klimabewegung und Beschäftigten notwendig. Wir hoffen, dass die Klimabewegung auch bei zukünftigen Arbeitskämpfen an der Seite der Beschäftigten Position bezieht.

Der heutige Tag wäre dafür ein guter Ausgangspunkt.

Liebe Freund*innen, liebe Kolleg*innen, liebe Dortmunder*innen,

es freut mich sehr, dass so viele von euch heute auf die Straße gekommen sind. Klimabewegung und Arbeiter*innen vereint für eine echte Verkehrswende und bessere Arbeitsbedingungen. Was für ein starkes Zeichen!

Ein Zeichen, dass viel öfter notwendig wäre, als nur an diesem einen Tag. Viel öfter als nur bei dem Thema Verkehrswende. Denn wir alle haben ein gemeinsames, großes Problem.

Es ist kein Zufall, dass Unternehmen für Profite überall auf der Welt die natürlichen Schätze unseres Planeten plündern.


Es ist kein Zufall, dass sie wie in Lützerath Dörfer zerstören, um an Braunkohle zu kommen.
Es ist kein Zufall, dass sie wie in Polen giftige Abfälle in Flüsse kippen, in denen die Tiere massenhaft qualvoll verenden.

Genauso ist es kein Zufall, dass die deutsche Regierung mit der Autolobby kuschelt und das Schienennetz rosten lässt.
Es ist kein Zufall, dass für die Aufrüstung der Bundeswehr und die Entlastung von bankrotten Banken anscheinend noch immer Geld da ist, aber nicht für gerechte Arbeitsbedingungen im Öffentlichen Dienst.
Es ist kein Zufall, dass die Arbeitgeber euch trotz massiven Reallohnverlusten mit solchen mickrigen Angeboten abspeisen wollen, liebe Kolleg*innen.

Nein, all das sind natürlich keine Zufälle. Das hat System. Und dieses System heißt Kapitalismus. Im Kapitalismus sind Arbeiter*innen und Natur immer nur Werkzeuge, die Chef*innen für mehr und mehr Profit auspressen. Es besteht überhaupt kein Grund für sie, gerechte Arbeitsbedingungen zu schaffen oder die Zerstörung des Planeten aufzuhalten. Genau das schafft ja ihren Profit.

Von alleine wird es also nicht besser. Von alleine wird das Klima nicht gerettet und eure Löhne nicht angeglichen. Wenn wir wollen, dass sich was ändert, dann müssen wir dafür schon selbst kämpfen. Egal ob als Kolleg*innen im Betrieb oder als Klimabewegung auf Straßen und Äckern.

Doch eine Welt, in der alle gute und sichere Arbeit haben, über die sie selbst bestimmen können; eine Welt, in der wir und unsere Kinder einer glücklichen Zukunft entgegenblicken können – die gibt es nur ohne den Kapitalismus.

Für diese gemeinsame Zukunft ohne Kapitalismus, dafür müssen wir kämpfen. Nicht jeder alleine, sondern gemeinsam. Arbeiter*innen und Klimabewegung. Denn nur zusammen sind wir stark, nur zusammen können wir es schaffen. Wir Klimaschützer*innen haben viele tolle Ideen, wie eine Welt ohne Kapitalismus aussehen kann. Ihr, liebe Kolleg*innen, wisst selbst gut genug, dass ihr diese Arbeitgeber nicht bräuchtet, um Busse und Bahnen in Bewegung zu setzen. Doch nur zusammen werden wir das alles in die Tat umsetzen können. Lasst uns deshalb zusammenkommen und uns austauschen. Lasst uns über diesen einen Tag hinweg langfristige Allianzen bilden und gemeinsam kämpfen – solidarisch Seite an Seite.

Vereint gewinnen wir den Kampf für bessere Arbeitsbedingungen und die Verkehrswende. Und vereint überwinden wir auch dieses kaputte System!

Rede des Offenen Klimatreffens

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