200 Menschen auf der Straße gegen rechte Gewalt im Dortmunder Unionviertel

Heute haben wir uns an einer Mobilisierung gegen rechte Gewalt im Dortmunder Unionviertel beteiligt. Trotz strömendem Regen folgten etwa 200 Nachbar:innen und Antifaschist:innen dem Aufruf, ein Zeichen gegen die zunehmende rechte Präsenz und Gewalt im Dortmunder Westen zu setzen.

Die Mobilisierung begann mit einer ersten Kundgebung an der U-Bahnstation Unionstraße. Dort wurden mehrere Redebeiträge verlesen, die insbesondere auf den Zusammenhang von Faschismus und Kapitalismus aufmerksam machten. Ein Genosse unserer Organisation, der selbst im Unionviertel wohnt, berichtete in einer emotionalen Rede von der Belastung für Antifaschist:innen und queere Menschen, die von den rechten Umtrieben im Viertel ausgeht. Er betonte vor allem die Notwendigkeit einer dauerhaften nachbarschaftlichen Organisierung, um den Faschisten langfristig Handlungsspielräume zu nehmen. Den ganzen Redebeitrag haben wir am Ende dieses Berichts dokumentiert.

Nach den ersten Redebeiträgen wurde die Kundgebung beendet und die Teilnehmenden zogen durch den Westpark und über die Möllerbrücke zum Sonnenplatz. Gerade dort war die rechte Präsenz in den vergangenen Wochen besonders stark. Hier fand nun die zweite Kundgebung statt, auf der wieder Redebeiträge verlesen wurden. Hier stach insbesondere ein starker Beitrag der Genoss:innen vom Revolutionären Jugendbund zur Verbindung von türkischen und deutschen Faschisten hervor. Bevor die beiden Dortmunder Rapper Drik One und Adrinalin noch etwas Live Musik beisteuerten, wurden die Anwesenden daran erinnert auch in den nächsten Wochen und Monaten wachsam zu bleiben und sich den Faschisten weiterhin in den Weg zu stellen.

Wir ziehen ein gemischtes Fazit des Tages. Es ist in den letzten Wochen zweifellos gelungen, Aufmerksamkeit auf die faschistischen Umtriebe im Dortmunder Westen zu lenken und die Täter aus der Deckung zu holen. Und es ist begrüßenswert, dass trotz miesem Wetter 200 Menschen auf die Straße gekommen sind. Aber es ist offensichtlich, dass die unmittelbare Nachbarschaft alleine schon aufgrund des Wetters heute kaum erreicht werden konnte. Wir gehen daher nicht davon aus, dass diese eine Mobilisierung das aktuelle Faschisten-Problem lösen wird. Es gilt auch weiterhin die antifaschistische Präsenz im Unionviertel hochzuhalten und zu intensivieren. Und gegebenenfalls weitere Proteste zu organisieren.

Liebe Nachbar*innen, liebe Antifaschist*innen,

erstmal möchte ich mich bei euch allen von Herzen bedanken, dass ihr heute so zahlreich hierher gekommen seid. Das ist ein richtig starkes und absolut notwendiges Zeichen gegen die Faschisten und ihre Gewalt. Wir lassen uns unseren Stadtteil nicht nehmen. Dortmund bleibt unsere Stadt!

Ich wohne selbst im Unionviertel und ich glaube ich kann für uns alle hier in der Nachbarschaft sprechen, wenn ich sage, dass die letzten Wochen und Monate eine große Belastung waren. Ständig hängt vor deiner Haustür irgendwelche Nazi-Propaganda. Auch explizite Morddrohungen. Und ständig bekommst du mit, dass der und der Fascho wieder irgendwo unterwegs ist. Dass Freunde von dir bedroht werden. Ich bin irgendwann nur noch ungern abends alleine rausgegangen und wenn doch hab ich mich dreimal umgeschaut auf dem Nachhauseweg. Ja, so sieht die Realität aktuell aus in diesem Stadtteil, wenn du als Antifaschist oder auch als queer zu erkennen bist.

Aber so darf es auf keinen Fall bleiben. Diese Angst darf kein Normalzustand werden. Diese Gewalt darf kein Normalzustand werden. Stattdessen muss verdammt nochmal endlich Schluss sein mit den faschistischen Umtrieben in diesem Stadtteil und sonstwo auch. Wir lassen uns nicht unterkriegen. Wir machen weiter bis im Unionviertel wirklich kein Platz mehr ist für Nazis!

Doch damit das langfristig Erfolg hat, reicht es nicht, alle paar Wochen in diesem Stadtteil mal was gegen Nazis zu machen. Versteht mich nicht falsch. Es ist super, dass wir heute hier sind, super dass ihr heute hier seid. Aber wenn wir heute Abend alle wieder nach Hause gehen, dann sind die Faschos immer noch da. Und ja, es braucht den antifaschistischen Selbstschutz. Wir müssen uns den Faschos aktiv entgegenstellen auf der Straße. Aber auch das wird nicht ausreichen, weil es immer nur Reaktion auf ihre Umtriebe ist und das Problem nicht an der Wurzel packen kann.

Um dafür zu sorgen, dass Faschisten in Zukunft wirklich keine Basis mehr in einzelnen Stadtteilen haben, müssen wir uns langfristig mit unseren Nachbar*innen organisieren. Wir müssen Strukturen schaffen, die gegenseitiges Kennenlernen und Solidarität im Stadtteil ermöglichen. Die reaktionären Vorurteilen, die es überall gibt, durch Diskussion und Bildung den Wind aus den Segeln nehmen. Und die den Jugendlichen, die jetzt vielleicht auf irgendwelche rechte Hetze hereinfallen, soziale Angebote und eine echte Perspektive für ihr Leben geben.
Damit wir uns bald mit unseren Nachbar*innen gemeinsam gegen jeden Angriff, egal ob vom Vermieter, vom Boss oder halt vom Fascho nebenan, wehren können. Erst, wenn der Faschist im Viertel weiß, dass er nicht nur beim alternativen Buchladen nicht erwünscht ist, sondern auch bei der Pizzeria die Tür vor der Nase zugeschlagen bekommt und ihm beim Kiosk das Bier höchstens hinterhergeschmissen wird, dann werden solche Hunde wie Serkan B. und Steven Feldmann erkennen, dass sie einpacken können.

Im Unionviertel gibt es aktuell Ansätze einer solchen nachbarschaftlichen Organisierung. Die rechten Umtriebe sorgen jedoch dafür, dass sie sich noch viel zu wenig entfalten können. Schließt euch deshalb dieser Organisierung an und stärkt sie. Bauen wir einen breiten Widerstand gegen die Faschisten auf! Unionviertel nazifrei!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert